Selbst und Liebe

Ich ertappe mich.

Ich drehe mich – links – ich drehe mich – rechts.

Meine Augen folgen den Konturen meines Körpers – ziehen jede Linie nach als könnte ich sie auslöschen.

Einmal Blinseln – alles beim Alten – zweimal Blinseln – nichts verändert sich.

Schnell ziehe ich mein T-Shirt über und mache das Licht aus, verweile einige Minuten und realisiere langsam was gerade passiert ist. Ich mag mich nicht. Ich drehe das Licht wieder auf, beobachte wie durch Glas wie ich auf mein Spiegelbild zugehe. Ich strecke meine Hand aus – lasse sie wieder fallen – schaue auf meine Finger und beginne zu lachen. Wie in einem schlechten Musikvideo.

Wo kommt das her?

Das mit dem Selbst und der Liebe ist so eine Sache. An guten Tagen bin ich ganz zufrieden. An vielen anderen aber nicht. Da brauche ich zwei Schichten mehr Make-Up und unzählige Minuten beim Anziehen. Da senke ich die Augen wenn ich aus dem Haus gehe und hebe den Kopf erst wieder, wenn ich angekommen bin. Da scrolle ich durch Instagram und wünschte mir Sie zu sein und nicht ich. Ich nehme mir vor alles zu ändern, mich zu ändern. Schmiede Pläne und klammere mich an den Gedanken, dass es noch nicht zu spät ist.

Doch wofür zu spät? Zu spät ich selbst zu sein?

Und hier liegt der Fehler, mein Fehler. Mein Selbst ist nicht meine Hülle. Und schon dreht sich die Frage – bin ich noch ich selbst, wenn ich alles ändere um einem Idealbild zu entsprechen, das in Wahrheit kein bisschen mit mir zu tun hat?

Was nach einer lahmen Philosophiestunde klingt, hilft mir an schlechten Tagen bei der Liebe.

Die ewigen 5 Kilo zu viel oder zu wenig, die unreine Haut, die zu kurzen Beine, die zu dicken Arme – was auch immer es ist was euch zu quälen scheint – sie bestimmen nicht wer ihr seid. Vielmehr sind es eure Handlungen, euer Tun, wie ihr mit anderen und euch selbst umgeht. Versteht mich nicht falsch, es ist nichts verkehrt daran seine Hülle so schön wie möglich halten zu wollen – ich lege selbst großen Wert auf mein Aussehen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass unter dieser Hülle noch so viel mehr liegt. Und dieses „mehr“ sind wir selbst.

Selbstliebe ist für mich daher kein „Ja, ich mag wie ich aussehe“ sondern ein „Ja, ich mag wer ich bin“.

Und wenn das mal klappt, kommt alles andere wie von selbst (von meinem Selbst)

– so viel verspreche ich mir!

xoxo, Kathi